Freitag, 2. Oktober 2020

In der dänischen Südsee oder ein Boot macht Freunde

Zunächst einmal die Auswahl des Basishafens: Zum Aufbau des Bootes benötigen wir einen kleinen Kran (Mastkran) und den Trailer muß man auch irgendwo unterbringen können. Nach längerem Herumgesuche fiel die Wahl wieder auf Ballen/Fünen, das wir schon kennen. Doch auch dort war der Platz knapp - mit 3,60 m Breite im eingeklappten Zustand kommen wir nicht in jede Box rein. Glücklicherweiser war Jan, unser Bootsdesigner, der sein Boot auch in Ballen liegen hat, mit seiner Black Marlin in Norwegen in Urlaub, so konnten wir in seine Box.

Nach zwei Jahren Pause hatten wir allerdings fast alles wieder vergessen. Wofür war noch diese Leine? Und wo wird dieser Block angeschlagen? Aus dieser Lage heraus entstand die Idee, ein Handbuch für das Boot zu schreiben. Das ist jetzt in der Mache.

Trotzdem ging der Aufbau und das zu Wasser lassen recht zügig von statten. Das ist nicht zuletzt auf die Hilfe von Ollie aus Kiel zurückzuführen, den wir über diesen Blog kennengelernt hatten.  Ollie wollte sich das Boot mal ansehen und hat das - zu unserem Vorteil - mit einem Arbeitseinsatz verbunden. So ging das Montieren der Ausleger, das Slippen und das Maststellen gut von der Hand.

Beim Maststellen ist uns allerdings ein Malheur passiert: die Sorgleine für den Kranhaken vergessen... Den Mast nochmal legen? Ach wo, Ollie kletterte den Mast hoch und holte den Haken.

Als Ollie dann wieder nach Kiel abgereist war, stellte ich dann fest, dass ich die LazyJack-Leinen falsch angebunden hatte... Also musste ich auch noch in den Mast. Diesmal aber mit dem Bootsmannsstuhl. Was heißt, dass die meiste Arbeit Alice machte, die mich mit der Winsch hochkurbelte.


Zum ersten Mal im Mast




Blick auf die "Crew"


Lange Törns waren uns durch die Umstände allerdings verwehrt: ich musste den Urlaub wegen medizinischer Behandlung alle vier Wochen unterbrechen. Deshalb hatten wir nur Kruztrips eingeplant.

Der erste Törn führte uns nach Avernakö, das wir bereits vor zwei Jahren besucht hatten und dort "gebeacht" (soll man sagen "gestrandet") hatten. Wollten wir auch diesmal machen, nur haben wir den Wind nicht berücksichtigt. Der trieb uns immer weiter den Strand rauf, so dass wir aus eigener Kraft nicht mehr ins Wasser kamen. Ein freundlicher Motorbootfahrer zog uns schließlich zuück ins Naß. Kiri zeigte hier schon ihr Potential, freundliche Helfer anzulocken.

Der nächste Törn führte uns nach Lyö, eine der schönsten Inseln der Dänischen Südsee. Hier wollten wir ankern - was wir auch taten.

Ankern vor Lyö

 





Auf Lyö

Mit dem Beiboot setzten wir dann über und machten uns auf die Suche nach dem Kaufmannsladen. Der sollte laut Törnführer am Ententeich sein - nur dass es auf der Insel vielleicht ein Durtzend Ententeiche gibt. Wir fanden ihn trotzdem - und auch ein nettes Restaurant (Hlý), wo wir zu Abend speisten.

Dann wollten wir mit dem Beiboot wieder zurück zur Kiri. Doch inzwischen war Wind aufgekommen und Kiri segelte am Anker so wild hin und her, dass es uns unmöglich war, sie mit dem Beiboot zu erwischen. Schließlich half uns ein anderer Skipper mit seinem stark motorisierten Dinghy die Dame Kiri zu fangen. Großes Gelübde für das nächste Ankern: unbedingt einen Hahnepot legen.

Dann kam der Törn nach Ärö. Auch hier haben wir wieder geankert (diesmal mit Hahnepot) und sind mit dem Beiboot nach Ärösköping gefahren. Inzwischen hatten wir auch den Elektromotor für das Beiboot in Betrieb genommen. Gegen 20:00 Uhr in Ärösköping angekommen, mussten wir leider feststellen, dass sämtliche Restaurants gerade am schließen waren  wahrscheinlich wegen Corona. Es blieb uns nichts anderes übrig, als uns im Supermarkt zu proviantieren und am Hafen zu picknicken.

Der Weg zurück stellte uns vor neue Herausforderungen. Es war Neumond und stockdunkel. Vor uns zig Ankerlichter - aber welchses war unseres? Wir konnten von Glück sagen, dass unser Ankerlicht nicht in der Mastspitze sondern auf dem Targabügel montiert ist, So war es tiefer als die anderen und wir konnten es nach einiger Zeit identifizieren. Trotzdem sollte man sich vor dem Landausflug die Koordinaten des Boots notieren.

Zurück in Ballen zogen wir in eine andere Box um. Jan war aus dem Urlaub zurück und brauchte seine Box selbst. Das führte zu dem seltenen Anblick von zwei Black Marlins nebeneinander (insgesamt gibt es drei).

Ballen - Home of the Black Marlins

Der nächste Trip sollte in die Helnäs-Bucht westlich von Faaborg gehen, um dort ein paar Tage zu ankern. Doch es sollte anders kommen. Bei Horne Näs erwischte uns eine Regenfront und der Ruderkasten brach. Unter Segeln waren wir nun manövrierunfähig. In diesem Moment war ich froh, einen Außenborder zu haben. Mit diesem navigierten wir zum nächstgelegenen Hafen - und der war auf Lyö. Dort mussten wir zunächst an der Außenmole liegen, was zu einer sehr unruhigen Nacht und bei mir zu ersten Anzeichen von Seekrankheit führte. Der Hafen war wegen einer für das Wochende geplanten Regatta ziemlich voll.

Längerer Zwangsaufenthalt in Lyö

Wie sollte es nun weitergehen? Der Retter in der Not war Jan Vogt (BootsJan), ein Bootsbauer, der auf der Insel lebt. Er sorgte erst einmal dafür, dass Kiri besser vertäut wurde und nahm sich dann des Ruderkastens über das Wochenende hin an. So hatten wir ein nettes Wochenende auf Lyö. Die Regatta (Lyö Escape) war die erste ihrer Art und ist als Fun-Regatta konzipiert.

Am Montag abend war der Ruderkasten fertig (Danke Jan) und wir konnten am Dienstag wieder nach Ballen segeln. 

Es folgten noch einige kleinerer Törns, so z.B. zum Mittagessen nach Skarö. Einen Törn nach Thurö mussten wir wegen Flaute abbrechen und statt dessen bei Bäkkehave auf Tasinge ankern. Dann kamen Tage mit Starkwind, an denen wir uns nicht raus trauten - Gelegenheit für Landausflüge.

Sehenswert: der japanische Garten in Broby

Und dann die Silverrudder-Regatta, die dieses Jahr die Teilnehmer mit Schwachwind, Nebel und Gegenstrom vor besondere Herausforderungen stellte. Gewinner bei den großen Multihulls war wieder einmal Jan Andersen, unser Designer. Seine Black Marlin brauchte etwa 32-Stunden um Fünen zu umrunden. 


Es wird Herbst


Zeit um Abzubauen. Beim Mast legen waren wir diesmal nur zu zweit, schafften es aber ohne Probleme. Warten bis der Wind sich legt, Den Kranhaken am Mast befestigen, die Stage der Reihe nach lösen, den Mast etwas anheben und an Land schwenken. Zusätzlich hatten wir diesmal noch den Mastfuß mit einer Leine gesichert, die später dann auch als Führungsleine diente. So sparten wir uns den dritten Mann.

Am nächsten Morgen wurde dann gekrant und anschließend waren wir dann noch gut einen Tag beschäftigt, die Ausleger und die Querstreben abzubauen und zu verladen, und auch noch Baum und Mast zu verladen. Dann ging es auf den langen Weg nach Hause.

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