Freitag, 10. Juli 2020

Frust und Aufbruch

Seit dem letzten Blog-Eintrag ist es nun schon eine Weile her. Wir waren im letzten Sommer kurz vor dem Aufbruch in den Segelurlaub, als es mich kalt erwischte: eine Augenthrombose liess den Segelurlaub buchstäblich ins Wasser fallen.

Kiri im Winterlager
Dieses Jahr sah es zunächst nicht viel besser aus. Zunächst gingen wir davon aus, dass uns Corona auch heuer den Segelurlaub verhagelt hätte. Doch nun scheint es doch zu klappen - etwas mehr bürokratischer Aufwand ist nötig: sechs Nächte müssen in Dänemark vorgebucht werden, um über die Grenze gelassen zu werden.
Immerhin habe ich auch das Bugstrahlruder fertig bekommen, obwohl infolge des oben geschilderten Frustes auch die Arbeitsmoral am Tiefpunkt war. Hier sind ein paar Bilder.

Der Platz ist knapp: Tunnel des Bugstrahlruders im Bug
Außenansicht des Tunnels mit beigeputzten Anströmkanten
Um lange Leitungen zum Motor zu vermeiden, wurde eine separate Batterie in die unmittelbare Nähe des Motors verbaut. Im letzten Blog hatte ich bereits beschrieben, warum eine LiFePo-Batterie zum Einsatz kommt. Die Position der Batterie verlangt allerdings auch nach einem Ferneinschalter, denn sonst wären doch wieder lange Leitungen erforderlich gewesen. Da auch noch ein Batteriemanagementsystem erforderlich war, wurde eine integrierte Lösung entwickelt. Ein Arduino-Minicomputer steuert über Relais und Schaltschütz das Aufladen der Batterie und die Stromversorgung des Bugstrahlruders. Überwacht werden: Maximaler Spitzenstrom, Maximaler Dauerstrom, Minimale Batteriespannung, Batterietemperatur, Ladestart und Ladeende.

Batterie mit Batteriemanagementsystem
Nachdem alles schön zusammengebaut war, machte der Motor des Bugstrahlruders allerdings keinen Mucks. Die Schaltung und die Software wurden mindestens ein Dutzend mal überprüft - immer noch nichts. Im Laufe der Fehlersuche wurde die Software immer besser: immer mehr Diagnosemöglichkeiten wurden implementiert, um den Fehler zu finden.
Dann drei Tage vor der geplanten Abfahrt fiel es mir wie Schuppen von den Augen: ich hatte beim Anschluss des Motors Plus und Minus vertauscht.... 

Einsatzbereit mit montiertem Propeller
 Am letzten Donnerstag dann noch die Mastaktion. Wir hatten den Mast neben dem Boot auf Böcken gelagert. Zum Transport musste er nun wieder aufs Boot. Kran nicht vorhanden. Die Technik, den Mast mit Hilfe des Baums und des Mastsystems (Tallje) an Deck zu hieven, hatten wir vor zwei Jahren erstmals verwendet und nun weiter entwickelt. Der Baum wird neben den Rumpf gestellt. Am Boden steht er in einem alten Kochtopf, der in die Erde eingegraben ist. Außerdem ist der Baum mit Leinen gegen Umfallen gesichert, aber so, dass er sich noch drehen kann. Oben am Baum ist die Tallje befestigt, mit der dann der Mast hoch gezogen wird. Mit Führungsleinen an den beiden Mastenden kann der Mast relativ genau positioniert werden. Ist der Mast hoch genug gezogen, wird er um den Baum herum um 180° gedreht und kann dann langsam aufs Deck manövriert werden.

Der Mast ist oben und muss noch gedreht werden.
Aber erst muss der Targabügel noch umgeklappt werden.



 Morgen geht's also los. Unser erster dänischer Sommer - bisher hatten wir es immer nur im Herbst geschafft. Wir sind gespannt.