Montag, 28. November 2016

Schaltpläne

In einem der letzten Blogs hatte ich versprochen, die Schaltpläne der Kiri-Elektrik zu veröffentlichen. Hier sind sie nun. 
An Bord gibt es vier verschieden Spannung. Zunächst die Haupt- und Fahrbatterie mit 48V. Dann das Bordnetz mit 12V und zwei 5V USB-Steckdosen zum Aufladen von Smartphones und dergleichen. Und schließlich das 230V-Netz für Küchengeräte, Elektrowerkzeuge und andere Haushaltselektrogeräte.
Fangen wir mit dem 48V-Netz an.
48V/Netz (zum Vergrößern anklicken)
 Als Stromerzeuger dienen ausschließlich zwei Solarbänke, die parallel geschaltet sind und über einen MPPT-Regler das Netz speisen. Der Regler ist so programmiert, das er für die Lithium-Ionen-Haupbatterie die richtigen Ladephasen erzeugt. Im Unterschied zu Bleiakkus vertragen Lithium-Akkus keine Erhaltungsladung, das heißt, der Regler muss beim Erreichen der Maximalspannung komplett abschalten und erst wieder einschalten, wenn die Spannung unter einen bestimmten Wert gefallen ist.
Zusätzlich besteht die Möglichkeit, die Batterie auch mit Landstrom aufzuladen. Dazu wurden zwei 900W-Ladegeräte installiert. Falls ein Ladegerät kaputt geht, hat man immer noch eins, lädt dann aber etwas länger. Außerdem kann man ein Ladegerät stilllegen, wenn der Landstromanschluss keine 1,8 kW her gibt.
Die Sicherung ist eine Automatiksicherung, die auch als Hauptschalter dient. Die Batterie hatte ich ja schon in einem früheren Post vorgestellt. Inzwischen habe ich mich dazu entschlossen, doch einen Balancer in die Batterie einzubauen - hauptsächlich um das manuelle Balancieren zu vermeiden.
Die Batterie versorgt den Fahrmotor, den Inverter für das 230V-Netz und einen DC/DC-Konverter für das 12V-Netz. Ein Batteriemonitor hilft, den Ladezustand der Batterie zu überwachen.
Was bei diesem Netzaufbau leider nicht geht, ist die Reichweitenabschätzung des Torqeedo-Motors. Das würde nur mit einer Original-Torqeedo-Batterie gehen. 

Kommen wir zum 230V-Netz.

230V-Netz
Ein 5kW-Simus-Wechselrichter speist dieses Netz. Es ist mit einer Fernsteuerung versehen, die in der Küche installiert wurde. Wird Haushaltsstrom benötigt, wird zunächst der Wechselrichter eingeschaltet. Wichtig ist, den Wechselrichter wieder nach Gebrauch auszuschalten, denn er verbraucht im Ruhezustand etwa 40W - also etwa soviel wie der Kühlschrank.
Den Durchlauferhitzer für das Warmwasser habe ich noch nicht zum Laufen gebracht - wahrscheinlich ist der Wasserdruck zu gering. Mal sehen. Wie man sieht, übersteigen die angeschlossenen Verbraucher die Leistung des Wechselrichters erheblich. Deshalb wurde ein Lastabwurfrelais eingebaut. Wird z.B. die Kochplatte angeschaltet, wird der Durchlauferhitzer ausgeschaltet.
Das 12V-Netz ist natürlich das umfangreichste, dürfte sich aber von anderen Booten nur unwesentlich unterscheiden.
12V-Netz (zum Vergrößern anklicken)

Gespeist wird dieses Netz von zwei DC-DC-Wandlern, die zusammen etwa 18 Ampere liefern. Kurzfristig können diese Wandler auch höhere Ströme liefern, so dass die Versorgung des leistungsstärksten Verbrauchers, der elektrischen Toilette, gewährleistet ist. Die ursprünglich geplante 12V-Pufferbatterie habe ich zunächst einmal weggelassen. Sollte ich sie doch noch einbauen, so wäre noch ein extra Laderegler nötig, um auch für diese Batterie die schädliche Erhaltungsladung zu verhindern.
Bei der Trinkwasserpumpe habe ich eine einfache Pumpe ohne Druckregler eingesetzt. Die Wasserhähne habe Schalter eingebaut. Wir ein Wasserhahn geöffnet, läuft die Pumpe los, wird er geschlossen, stoppt sie wieder. Das braucht zwar extra Signalleitungen, verhält sich aber bei eventuellen Lecks besser. 
Etwas Kopfzerbrechen hatte mir die Instrumentbeleuchtung gemacht. Diese umfasst die Beleuchtung des Kompasses und die Indikatorlampen der verschiedenen Schalter. Zunächst hatte ich den Effekt, dass das Kompasslicht an ging, wenn der Kühlschrank ausgeschaltet wurde! Offenbar nahm der Strom Wege, die nicht vorgesehen waren. Inzwischen habe ich vor jede Indikatorlampe eine Diode geschaltet und das Problem ist gelöst.
Sehr praktisch sind die beiden 5V-USB-Ladebuchsen am Kartentisch. Hier lässt sich dann auch ein Bluetooth-Lautsprecher einstöpseln, der in Verbindung mit einem Smartphone für Unterhaltung an Bord sorgt.

Samstag, 8. Oktober 2016

Rückschläge


Inzwischen sind wir wieder aus Dänemark zurück. Die Erfahrungen sind ziemlich gemischt. Es gab große Enttäuschungen, aber auch Positives. Beginnen wir von vorn.

Ich hatte eigentlich vor, die Solarpanels noch fertig zu stellen und mit zu nehmen. Doch es rächte sich, dass die Trägerplatte mit Kohlefaser laminiert wurde. Nach dem Verdrahten des ersten Panels zeigte sich, dass feine Kohlefasern in den Bohrungen für die Verdrahtung Kurzschlüsse verursachten. Statt der erwarteten 50-60V Spannung lieferte das Panel nur 15V ab.
Nach einigem Nachdenken stellte ich das Panel kurzerhand in die pralle Sonne. Das Ergebnis war dies:

Solarzelle mit Brandfleck
Es schwelte und brutzelte. Doch nach einiger Zeit hörte die Rauchentwicklung auf und das Panel lieferte die volle Spannung. Offenbar waren die feinen Kohlefasern, welche die Kurzschlüsse verursacht hatten, verbrannt. Jedenfalls überlege ich noch, ob ich die Panels so verwende oder alles noch einmal neu mache. Die Panels blieben auf jeden Fall zu Hause.

Als Fahrttermin hatten wir das Wochenende nach Ferienschluss in Schleswig-Holstein gewählt. Dachten, dann sind die Straßen halbwegs frei. Lief am ersten Tag (bis Heidepark Soltau) recht gut - von den vielen Baustellen, Spurrillen und Holperstrecken auf der LKW-Spur abgesehen. Der Hänger ist auf 100 km/h zugelassen, so dass wir auch einigermaßen flott unterwegs waren.

Doch am nächsten Tag, am Sonntag, hat es uns dann eiskalt erwischt. Die A7 war um Hamburg herum gesperrt, der Verkehr wurde durch die Hamburger Innenstadt umgeleitet - bei einer Ampeltaktung von vier (!) Fahrzeugen. Wir standen drei Stunden im Stau. Danach lechzte der Gelbe nach Benzin. Fanden tatsächlich eine Tankstelle mit Parkplatz gegenüber.

Ein Vorteil von Sonntagen: die Supermarktparkplätze sind leer.
Kaum waren wir über die Grenze, änderte sich das Bild. Keine Baustellen mehr, aber die Straßen tiptop. Wie machen die das bloß? Die letzte Fähre von Fynhavn nach Roedby erwischten wir noch in letzter Minute.

Kiri im Bauch des Fährschiffs
Danach schauten wir kurz bei Jan vorbei und fuhren dann weiter nach Ballen, wo wir die nächsten zwei Wochen mit und in Kiri campierten. Ballen ist ein kleiner Ort in der Nähe von Svendborg an der Südküste von Fünen.


Der Mast ist noch in Arbeit

Hafen von Ballen am Abend
Die große Enttäuschung kam dann ein paar Tage später, als wir die Beams montieren wollten. Wir hatten diese vorher noch nicht montiert, so dass ich schon auf Überraschungen gefasst war. Jedenfalls gab es zwischen Rumpf, Auslegern und Beams einige Millimeter Abweichungen, und das reichte schon, um Spannungen zu erzeugen. Das Ergebnis waren Risse in Anschlüssen, die ein zu Wasser lassen des Bootes unmöglich machten. Hier waren Nachbesserungen erforderlich, die vor Ort nicht zu erbringen waren. Wir entschieden uns deshalb, noch die Silverrudder-Regatta abzuwarten und dann nach Hause zu fahren.

Ein Beam montiert
Ausleger montiert

Am nächsten Morgen
Wieder zusammengepackt
Dumm gelaufen. Aber nicht wirklich schlimm. Wir haben die Gelegenheit genutzt, und Jan gebeten, das Boot einer Inspektion zu unterziehen. Und in der Tat hat er noch ein paar kritische Stellen entdeckt. Die werden uns dann beim nächsten Besuch im Frühjahr garantiert nicht mehr ärgern.

Und nicht alles war schlecht. Nachdem wir die Zuleitung für den noch nicht vorhandenen Wassermacher mit einem Blindstopfen versehen und uns des Absperrhahns des Süßwassertanks erinnert hatten, klappte es mit der Wasserversorgung ganz gut.
Bewährt hat sich auch das elektrische System. Spass gemacht hat die Küche mit Zweiplatteninduktionsherd und Remoska. Wir haben sogar ein Essen für Jan und Anette gegeben mit Coq au vin und hausgemachten Spätzle. Das hat uns 18% der Batteriekapazität gekostet, was zu verkraften ist. Aufgeladen haben wir die Batterie alle drei Tage. Wenn nun erst die Solarpanels funktionieren ...
 

Auf dem Heimweg - wieder am Heidepark in Soltau


Sonntag, 28. August 2016

Kranen und danach

Am Samstag, den 13. August, war es dann soweit: Kiri legte das letzte Stück zur Straße per Kran zurück. Wir hatten ja vorher den Trailer in Karens Garten kranen lassen, durch drei Gärten hindurch gefahren, um dann das Boot darauf zu stellen und zurück zu Karens Garten zu ziehen. Nun war der Kran wieder da und zog zunächst den Trailer samt Boot noch ein paar Meter näher an den Zaun, um für das Kranen eine möglichst kleine Distanz zu haben.

Kran und Boot in Position
Auf Grund des Gewichts mussten die Teile einzeln gekrant werden. Zuerst der Rumpf, der hinter dem alten Schulhaus (weiter unten im Bild) zwischengelagert wird. Die beiden Ausleger werden von vier kräftigen Männern/Frauen vom Trailer gehoben und auf die Wiese gelegt.
Alice befestigt die vier Kranketten mit Hilfe unserer Wasserstagen an den Beamanschlüssen.
Zu unserer Hilfe waren extra zwei Zimmerinnen-Kolleginnen von Alice angereist. Auch sonst hatten wir einige Hilfe von Nachbarn und Freunden. Dafür sei allen herzlich gedankt.


Die "Damen Zimnmerinnen" mit Alice am Führungsseil. 

Kranen des Rumpf
(Photo: Dagmar Mlynczak)

Anheben des Rumpfs

Beim Anheben des Rumpf gibt es erst mal eine Schrecksekunde: der Bug hat Übergewicht und der Rumpf hängt mit der Nase nach unten am Kran. Wir entschließen uns, den Rumpf in seiner Schieflage trotzdem zu kranen und setzen ihn mit der Nase zuerst hinter dem alten Schulhaus auf.

Das war so nicht geplant. Beim nächsten Kranvorgang werden die vorderen Ketten verkürzt.


Geschafft. Der Rumpf steht sicher im Zwischenlager.
Anschließend wird der Trailer gekrant. Er wird in der Zufahrt abgestellt, aus der er später mit dem Zugfahrzeug herausgezogen werden kann.

Der Trailer am Haken
Anschließend müssen die Ausleger gekrant und auf dem Trailer abgelegt werden. Das klappt wunderbar - schließlich kann man die Ausleger mit ein paar Leuten leicht auf dem Trailer justieren.
Kranführer Steff von der "Baulust Se.Ga.Ti" beim Kranen eines Auslegers
Ablegen eines Auslegers auf dem Trailer
(Photo: Dagmar Mlynczak)

Dann kommt wieder der Rumpf dran. Er wird von seinem Zwischenlager gehoben und auf dem Trailer zwischen die beiden Ausleger gesetzt.

Maßarbeit. Dicht an der Wand des alten Schulhauses wird der Rumpf hoch gezogen ...
(Photo: Dagmar Mlynczak)

... herum geschwenkt ...
(Photo: Dagmar Mlynczak)

... zum Trailer befördert...
(Photo: Dagmar Mlynczak)
... und abgesetzt.
(Photo: Dagmar Mlynczak)
Anschließend ist noch etwas Feinjustierung erforderlich bis der Rumpf genau in der Mitte sitzt. Das geht nur mit der Hilfe des Krans.

Ganz schön stark, der junge Mann!
(Photo: Dagmar Mlynczak)
Fertig zum Wegfahren.
Das wäre geschafft. Entspannung macht sich breit. Und dann passiert's: beim Rausziehen des Trailers aus der Einfahrt übersehe ich in der Kurve das Geländer eines Trafohäuschens. Dieses bohrt sich in einen Ausleger und wir müssen uns mit dem Trennschleifer befreien. Der Ausleger hat ein Loch. Dieses ist inzwischen geflickt und einige andere Kratzer auch. Auf die Rechnung von der e-Netz Südhessen für das Geländer warte ich noch.

Das musste wohl passieren: immerhin war der dreizehnte.
Anschließend haben wir dann Kiri zu einem Nachbardorf gezogen, wo wir einen Stellplatz gepachtet haben. Hier sollen noch die restlichen Arbeiten ausgeführt werden.

Angekommen

Kiri mit ihren Hüterinnen, den beiden Ingrids

Und hier soll Kiri auch bleiben, wenn sie nicht auf Törn ist. Das muss klar gestellt werden, denn im Dorf hält sich das hartnäckige Gerücht, dass wir den Weg durch die Gärten jedesmal nehmen wollen, wenn wir auf Törn gehen. Das ist nicht so, definitiv. Einmal reicht!

Inzwischen sind wir dabei, die Solarpaneele zu bestücken und zu versiegeln. Insgesamt gibt es drei Panels, die aber in zwei Bänke aufgeteilt werden.


Das vordere Solarpanel. Einige Lücken sollen noch mit halben und drittel Zellen geschlossen werden.
Auch die Beams gehen der Vollendung entgegen. Die Hauptbatterie wurde eingebaut und wir haben nun an Bord die Spannungen 48V, 12V, 5V und 230V. Mehr zur Elektrik beim nächsten Mal. Tee gekocht haben wir schon auf unserer Induktionsplatte. Mit Batteriestrom.

Sonntag, 7. August 2016

Spannende Wochen

Das war dann doch Einiges an Arbeit, Kiri auf den Trailer zu kriegen. Die seitlichen Stützen unter den Püttings für die Auslegerstage waren für den Trailer zu eng und mussten durch provisorische Stützen unter den Anschlüssen für die Beams ersetzt werden. Zusätzlich wurde der Rumpf noch nach beiden Seiten abgespannt - nur zur Sicherheit.

Neu abgestützt. So passt der Trailer drunter - fast.
Das nächste Problem: Da das Gelände abschüssig ist, stand der Trailer leicht seitlich geneigt, der Rumpf dagegen in der Waage. Den Rumpf einfach runterlassen ging also nicht. Er hätte sonst schief auf dem Trailer gestanden.
Außerdem war der Trailer auf der Bergseite zu hoch. Es musste also eine Fahrrinne gegraben werden.

Trailer drunter geschoben. Links die Rinne.
Für das letzte Stück wird der Rumpf auf dem Trailer nach vorn geschoben.
Hilfsmittel ist dabei die Großschottalje und auch die Motorkraft des Zugfahrzeugs.

Und steht. Die Stützen sind entfernt.
Neben diesen Trailerarbeiten haben wir natürlich noch an anderen Sachen weiter gearbeitet. So wurde der Targabügel montiert. Der soll später GPS-Antenne, AIS-Antenne, Deckstrahler mit Bewegungsmelder und dann auch eine Radarantenne tragen.


Targabügel montiert

Die Halterung des Targabügels.
Nach Lösen der Schrauben lässt sich der Targabügel für den Transport nach vorne umklappen.
Inzwischen waren auch die Taue für die Wasserstage der Ausleger eingetroffen. Die sollen die Ausleger zum Rumpf hin abspannen. Nachdem die gewünschten Taue von Gleistein nicht lieferbar waren, haben wir ein Produkt von YSM gekauft. Durchmesser 18mm, Bruchlast 31,6 Tonnen und im zarten Rosa. Und das zu einem Bruchteil des Preises.

Alice macht einen Augspleiß
Inzwischen hatten wir unter Mithilfe von Nachbarn und Freunden auch die Ausleger auf den Trailer bugsiert. Auch das klappte nicht auf Anhieb. Die Reling des Trailers war im Weg, so dass die Ausleger etwas höher platziert werden mussten, und damit auch der Rumpf. Mit Hilfe eines Wagenhebers war das recht einfach zu bewerkstelligen. Die vorgefertigten Aufnahmen für die Ausleger passten dann natürlich auch nicht und mussten nachgebessert werden. Nach dem dritten Analuf saßen dann glücklich die beiden Ausleger auf dem Trailer.

Das nächste Problem hatte sich schon angekündigt, als der Rumpf allein auf dem Trailer saß: der Schwerpunkt war deutlich hinter den Achsen, so dass an der Deichsel die Last negativ war. Auch die Ausleger änderten daran nichts. Stellten Alice und ich uns beide auf die Deichsel, war der Trailer einigermaßen in Balance. Also eine Deichsellast von etwa -150 kg. Das geht natürlich überhaupt nicht. Erwünscht war eher ein Wert von +150 kg. 
Es blieb uns also nicht anderes übrig, als die Doppelachse 60 cm nach hinten zu verlegen. Dazu haben wir den gesamten Trailer samt Boot hochgebockt, die Verschraubung der Doppelachse gelöst, diese dann 60 cm nach hinten gefahren und wieder angeschraubt. Das war Arbeit für fast einen ganzen Tag (das Bremsgestänge musste entsprechend angepasst werden). Das Ergebnis: Eine Deichsellast von +128 kg.


Trailer hochgebockt
Am Samstag, den 6.8. war es dann soweit: das gesamte Boot mit Gurten verspannt auf dem Trailer und der Trailer in Balance. Der Weg durch die Gärten konnte beginnen. Als Zugfahrzeug hatten wir diesmal einen Traktor.


Transportfertig. Die Radkästen und der hintere Auszug wurden abmontiert.

Mein Arbeitsplatz seit dreieinhalb Jahren - nun kahl und leer

Kiri am Traktor (Arno am Lenkrad)
Befestigt wurde die Deichsel des Trailers an einem Kugelkopf, der auf einer Ackerschiene (danke Wilfried) befestigt war. Zunächst gab es hier auch Schwierigkeiten, da der Kugelkopf zu schräg stand und nicht in die Aufnahme der Deichsel passte. Nachdem wir zwei Aussparungen in die Ackerschiene geflext hatten, und die Ackerschiene dann halbwegs gerade stand, funktionierte es. Später sollte uns diese Konstruktion aus der Patsche helfen. Als der Traktor abgekoppelt wurde, klemmte die Aufnahme für den Kugelkopf. Also wurde am Traktor zunächst die Ackerschiene ausgekoppelt, die sich dann auch leicht vom Trailer lösen ließ.

Die Kordel sichert die Ackerschiene,
das Abreißseil (rot) leitet eine Bremsung auch bei Verlust der Ackerschiene ein.

Bergauf muss zusätzliches Gewicht auf die Vorderräder

 Und dann blieben wir stecken. Als wir den ersten Garten durchgequert hatten, gerieten wir an der Grenze zum nächsten Garten zu dicht an eine schöne Esskastanie. Zurückfahren und mit dem Traktor weiter nach rechts ging auch nicht.

Vorläufige Endstation

Nichts geht mehr
Nach langer Beratung wurde dann der Plan entwickelt, den Trailer um ein paar Zentimeter von der Esskastanie weg nach rechts zu versetzen. Dazu wurde der Trailer zunächst hinten so hochgebockt, dass er in der Waage mit einer leichten Neigung nach rechts stand. Die oberste Lage auf den beiden Böcken bestand aus zwei Plexiglasplatten, die gut aufeinander gleiten konnten. Nachdem die vorderen Räder noch mit Hilfe von Wagenheber bzw. Untergraben entlastet wurden, konnte der Trailer mit Hilfe der Großschottalje (8-facher Flaschenzug) und eines Wagenhebers zur Seite geschoben werden. Ankerpunkte in Form von Bäumen gab es ja genügend.
Von da ab ging alles recht einfach und flott. Am Abend erreichte Kiri ihren Bestimmungsort, steht jetzt auf Grundstück Nummer 4 und wartet auf den Kran.


Kiri auf der Fahrt durch den Odenwald.
Der Sonnenschirm verbreitet schon etwas Urlaubsatmosphäre.


Mittwoch, 13. Juli 2016

Es ist drin!

Einiges ist diese Woche "drin". Doch fangen wir erst mal mit etwas an, was nicht mehr reingeht. Eingebaut wurde eine Notstrickleiter von Osculati. Wer kennt nicht die Geschichte von den sechs, sieben, acht, neun, ... toten Seglern, die vergessen hatten, vor dem Sprung ins kühle Nass die Badeleiter raus zu hängen. Seit dieser Zeit werden bei vielen neuen Yachten Notleitern verbaut. Bei uns auch. Unser Fehler war, die Notleiter einmal zu entfalten - man ist ja neugierig. Und seitdem braucht es keinen "Pull to Open" mehr, sondern der Behälter öffnet sich ungefragt und mit einer gewissen Hartnäckigkeit von selbst. Vermutlich braucht man ein Spezialprogramm zur Computersimulation, um herauszufinden, wie die Leiter aufgewickelt werden muss, damit das Ding zu bleibt!
Notleiter im Normalzustand
"Drin" ist dagegen unser Trailer und zwar in unserem Garten, denn der Zeitpunkt für den Abtransport naht. Und der gestaltet sich als spannend. Die ursprüngliche Planung, die 45m zur nächsten Straße mit einem großen Kran zu überbrücken, erhielt einen gehörigen Dämpfer. Die eingeladenen Kranfirmen bereiteten uns darauf vor, dass die anschließende Beseitigung der von einem 60t-Kran angerichteten Verwüstungen ein Mehrfaches der Krankosten betragen könnte. 
Auch der Alternativplan, das Boot mittels Hubschrauber auf den Trailer zu befördern, hat sich buchstäblich in Luft aufgelöst. Beim Baubeginn 2013 war ein Hubschraubereinsatz noch eine recht brauchbare Option, doch 2014 kam eine neue EU-Verordnung - und das war's.
Nach intensivem Studium von Google Earth (man kennt ja sonst seine Nachbarschaft nicht) kamen wir dann auf die Idee, den Kraneinsatz an einen anderen, günstigeren Ort zu verlegen. Beim Kranen über 12m kommt man mit einem kleineren, billigeren und straßenfreundlicherem Kran aus. Um das Boot zu diesem Ort zu bringen, war es erst nötig, den Trailer von der Straße in das Gelände (Amtsdeutsch: außerhalb innerorts) zu kranen (das Zugfahrzeug konnte selbst fahren). Die Fahrt durch drei Gärten verlief relativ problemlos, die Grundstückeigentümer waren uns wohl gesonnen. Immerhin mussten einige Zäune niedergelegt, der eine oder andere Ast abgesägt und ein Busch ausgegraben werden.

Fahrt durch die Gärten

Angekommen.
In den nächsten Wochen werden wir unter anderem damit beschäftigt sein, Kiri möglichst schonend auf den Trailer zu bugsieren - ohne Kran. Im Prinzip wird es so ablaufen, den Trailer unter das Boot zu schieben und dann die Stützen des Rumpfes zu entfernen. Die Ausleger können dann mit ein paar starken Helfern seitlich dazu gepackt werden.

"Drin" ist auch das Schwert. Hier mussten wir erst eine Grube graben, damit wir Platz genug hatten, das Schwert in den Schwertkasten zu schieben. Nach einigen Mühen war es drin und die Achse durchgeschoben. Mit zwei Leinen kann es nun vom Cockpit aus bedient werden. Die Leinen laufen vom Schwert durch den Schwertkasten, dann durch die Maststätze (die auf dem Schwertkasten sitzt) und treten dann in Nähe des Mastes an Deck aus.
Für Nichtsegler: warum braucht man ein Schwert? Um bei der Fahrt am Wind oder bei raumem Wind, also Wind von schräg vorn oder von der Seite, nicht seitlich abgetrieben zu werden. Bei der Fahrt vor dem Wind wird das Schwert gewöhnlich eingezogen, um den Widerstand im Wasser zu verringern. Auch bei Sturm, im Flachwasser oder beim Trockenfallen wird das Schwert eingezogen.


Drin ist drin
Wie man sieht, haben wir inzwischen das Antifouling gestrichen. Auf das populäre selbstpolierende Antifouling haben wir verzichtet und statt dessen ein Hartantifouling verwendet. Der Grund ist, dass wir das Boot trailern und auch ab und zu trocken fallen wollen. Ein weiches Antifouling würde dabei leiden und wohl auch recht giftige Farbpartikel im Sand verlieren.